Kennen Sie eine/n Liegenschaftsverwalter/in? Sagen sie ihm/ihr, dass wir uns im Jahr 2019 befinden und die Mieter jetzt Kunden sind.
Date: 05.11.2019
To: Sorpresa
From: Verwaltungswüste

Liebe Sorpresa
Ein Jahr ist vergangen, seit mein Mutausbruch mich aus meiner damaligen Komfortzone in eine wesentlich kleinere, totalsanierte Wohnung gebracht hat. Ein Jahr, in dem ich lernen durfte, dass der Begriff „totalsaniert“ sehr elastisch interpretiert wird.
Nach dem ersten Schock über den lausigen Trittschall im „totalsanierten“ Haus und diversen Achtsamkeitsmotivationsgesprächen, hübsch verziert mit kostenfreien Yoga-Tipps, konnte ich die Wohngemeinschaft über mir in – sagen wir mal – recht ruhige Bahnen lenken.
Abgesehen davon, mühte ich mich im letzten Jahr so oft und erfolglos mit der zuständigen Liegenschaftsverwaltung ab, wie ich es in den gesamten letzten 20 Jahren nie tun musste.
Nicht etwa, dass die Ansprechpartner in der kleinen Liegenschaftsverwaltung unfreundlich wären. Ganz im Gegenteil! Sie geben sich äusserst hilfsbereit und stets voller Verständnis für jedes Anliegen und jeden Sanierungsmangel, so dass man als Mietpartei davon ausgehen muss, in besten Händen zu sein.
Gut gebrüllt, Löwe! Das wahre Credo der Verwaltung dürfe jedoch lauten „zuhören, Verständnis markieren und zu den Akten legen“.
Ob das wohl ein Markenkernwert in der offiziellen Corporate Identity der Liegenschaftsverwaltung ist? Vermutlich weiss die Verwaltung nicht mal, was Markenkernwerte sind. Viel wahrscheinlicher ist, dass die Haltung der grauen Eminenzen in der Verwaltung sich am Status Quo der 80er-Jahre orientiert.
Es ist geradezu faszinierend, dass heutzutage in unseren Regionen überhaupt noch Organisationen überleben, die ihre Kunden als Störfaktor betrachten. Umso erstaunlicher, weil die Liegenschaft einem renommierten, modernen Schweizer Unternehmen gehört, das auf die „persönliche Betreuung durch langjährig erfahrene Partner“ setzt.
Die Haltung der Verwaltung funktioniert! Die anderen Mietparteien im Haus melden der Verwaltung längst keine Anliegen und Mängel mehr. Der Running-Gag im Haus ist, dass man die Verwaltung nicht beim Nichtstun stören sollte.
Was also ist meine gesunde Haltung? Loslassen und akzeptieren (… fällt mir auch als Yogini sauschwer) oder dranbleiben und Druck machen (… fällt mir ehrlich gesagt ebenso schwer).
Verwaltungsgestörte Grüsse
Aladina im Wunderland